Surrealismus

Im Prinzip ist Surrealismus ein feststehender Begriff und eine Kunstbewegung.

Allerdings hat sich der Begriff auch in den allgemeinen Sprachgebrauch gemogelt. Oder vielleicht zurecht dort eingebürgert. Mir kommt so manches Mal doch einiges sehr surreal vor…

Aber betrachten wir den Begriff mal etwas näher. Er beschreibt die Verarbeitung von traumhaften, fantastischen und unterbewussten Inhalten. Die Inspiration für solche Werke kommt durchaus direkt aus Träumen.

Aber was hat das jetzt mit mir und meinem Roman zu tun? Schreibe ich etwa surreal?

Nein, nicht wirklich.

Aber ich hole mir Anregungen aus Träumen. Die Geschichten, die mein Gehirn spinnt, während ich friedlich vor mich hin schlummere, sind zwar meistens reichlich surreal, aber sie enthalten hin und wieder ganz gute Fragmente, aus denen man was machen kann.

Da hört der Surrealismus dann aber auch schon wieder auf. Denn wenn aus so einem Hirngespinst eine spannende Geschichte werden soll, muss der Ablauf logisch und am besten zwingend so sein, dass nachvollziehbar ist, warum die Protagonisten so handeln wie sie eben handeln. Ist das alles völlig willkürlich, kann man als Leser nicht mehr wirklich mitfiebern.

Ich habe heute Morgen mal wieder ausgesprochen bunt und deutlich geträumt. Es passt leider gar nicht in mein aktuelles Buchprojekt. Und gleich wieder was Neues anfangen ist auch nicht unbedingt eine gute Idee. Es wird Zeit, dass ich mir mal einen Notizblock neben mein Bett lege. Ich habe ja mehr als genug. Dann muss ich nur noch lernen, blind zu schreiben, denn so direkt nach dem bunten Träumen kriege ich die Augen noch nicht auf. Und die Brille nicht auf die Nase.

Das erinnert mich ein bisschen an mein Problem mit der Kreativität in der Dusche. Immer, wenn mir die besten Ideen kommen, hab ich grade keine gute Möglichkeit, sie aufzuschreiben.

Verflixt. Da muss ich wirklich noch dran arbeiten!

Wie ist das so bei euch`? Führt ihr ein Traumtagebuch?

Genre oder Genremix?

Die Mischung machts! Das gilt ja bei so vielen im Leben. Und meistens ist das eine gute Sache. Aber wenn man sich ein Genre für seinen Roman überlegt, kann das tricky sein.

Im Allgemeinen wird davon abgeraten ein wilden Genremix zu machen. Das ist zum einen für Verlage, Buchhandlungen und Bibliotheken ein Problem, weil sie das Buch dann nicht passend einsortieren können. Zum anderen ist es schwierig, ein Lesepublikum dafür zu finden. Denn die Leser finden so ein Buch auch nicht unbedingt, wenn es nicht in der passenden Kategorie steht. Außerdem weiß man als Leser nicht unbedingt, was einen da erwarten soll, das schreckt eher ab.

Aus irgendeinem Grund denken aber wohl viele Neuautoren, dass sie was komplett neues, einzigartiges erfinden müssen, dass es so vorher noch nie gab. Was dabei herauskommt ist aber eher einfach ein wirres Mischmasch, mit dem keiner etwas anfangen kann. Ich habe daher nicht den Drang, mein eigenes Genre zu erfinden. Mein Roman hat genau eine schon wohl definierte und bekannte Kategorie. Ein paar Anleihen aus anderen Genres fließen mit ein, aber es ist absolut eindeutig, wo mein Roman einsortiert wird.

Das Fundament einer guten Struktur gibt einem die Freiheit, sich voll zu entfalten.

Das gilt nicht nur für Romankategorien, sondern auch für vieles andere. Und ganz generell für die Kreativität, die sich meiner Meinung nach auch viel besser entfalten kann, wenn man ihr definierte Kristallisationspunkte und gut strukturierte Leitplanken gibt.

Ich stelle immer wieder fest, wie sehr mir das hilft. Mir kommen genug schöne, spannende, skurrile und seltsame Gedanken, wenn ich nur lange genug nachdenke. Nicht alle sind aber gut genug für eine Geschichte. Aus diesen vielen losen Fäden etwas Sinnvolles zu spinnen erfordert Struktur. Ich muss ein Gefühl dafür bekommen, was reinpasst, und was nicht. Gute Ideen entwickeln ist ein Prozess und wegschmeißen gehört zum Handwerk. Wenn ich eine Vorstellung davon habe, wo ich hinwill und was am Ende dabei herauskommen soll, tue ich mich wesentlich leichter, durch diesen Prozess zu gehen.

Nachdenken

Vor dem Schreiben kommt das Nachdenken. Hmm, das klingt irgendwie falsch rum. Müsste vor dem Schreiben nicht eher das Vordenken kommen? Darüber muss ich mal Nachdenken…

Beim Nachdenken kommt mir der Gedanke, dass es reichlich Vorsilben zum Verb Denken gibt. Um nur einige zu nennen: nachdenken, vordenken, mitdenken, durchdenken, überdenken, wegdenken, querdenken, reindenken, gedenken, bedenken, ausdenken, verdenken, andenken, erdenken und umdenken. Wer noch mehr findet, darf gerne ergänzen.

Aber warum gibt es kein unterdenken, rausdenken, aufdenken oder abdenken? Um mal nur ein paar der geschmähten Vorsilben zu verproben.

Manchmal zermartere ich mir ganz schön das Hirn bevor ich was schreibe. Dann wieder fließen die Zeilen von ganz alleine. In jedem Fall ist ein Denkprozess beteiligt. Es wäre natürlich schön, wenn es immer so locker leicht dahin fließt. Und ich nicht erst so intensiv nachdenken müsste.

Das würde eine Menge Zeit sparen.

Andererseits macht Nachdenken manchmal auch einfach Spaß. Es kommt ganz darauf an, worüber man nachdenkt.

Aber nochmal zurück zum Schreiben und der Zeit. Wenn ich über etwas lange nachdenken muss, bevor ich es tatsächlich aufschreibe, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ich gar nicht erst damit anfange, wenn ich weiß, dass ich nur wenig Zeit habe. Das kann mich tatsächlich gleich ganz vom Schreiben abhalten.

Ich habe aber eine Taktik, die mir da hilft. Ich schreibe trotzdem die ersten kruden Gedanken auf. Und lasse sie reifen. Nach einer gewissen Zeit nehme ich mir das Geschriebene noch einmal vor und bearbeite es weiter. Und siehe da, manchmal reicht das schon, dass es dann wieder fließt. Ganz ohne groß darüber nachdenken zu müssen. Wobei in diesem Fall das Wort wesentlich besser passen würde.

Also, wie nenne ich das denn nun, wenn ich denke, bevor ich etwas tue? Das Wort vordenken wäre naheliegend, ist aber schon belegt.

Wie wäre es mit eindenken? Ich muss mich erstmal in das Thema eindenken. Manchmal erfordert das ein wenig tiefdenken, zumeist aber auch breitdenken. Oft genug ist es ein drunter- und drüberdenken. Hier und da brauche ich auch erstmal ein bisschen zudenken, bis ich schließlich zum fertigdenken komme und es aufschreiben kann.

Kompliziert. Ich bin mir nicht sicher, ob ein einziges Wort wie Nachdenken diesen komplexen Vorgang überhaupt ausreichend beschreiben kann.

Wartungsarbeiten

„Wegen Wartungsarbeiten ist diese Website kurzzeitig nicht verfügbar. Schau in einer Minute nochmal vorbei.“

Manchmal bräuchte ich so eine Ansage auch für mich selber. Wegen Wartungsarbeiten bin ich kurzzeitig nicht verfügbar. Schau nächste Woche nochmal vorbei.

Dinge müssen eben ab und zu gewartet werden, damit sie nicht kaputtgehen. Menschen eben auch. Aber gönnen wir uns überhaupt genug Wartungsarbeiten? Unsere heutige Gesellschaft verlangt, dass wir immer Leistung bringen. Wer viel arbeitet und viel leistet, ist ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft. Wer sich zu viele Auszeiten gönnt, ist ein Faulenzer. Der massiv steigende Krankenstand malt ein anderes Bild: wir leben in einer Gesellschaft der Überlastung. Und tun viel zu wenig, um uns davon zu erholen.

Insbesondere, wenn man Mehrfachbelastungen zu stemmen hat. Vollzeitjob, Haushalt, Kindererziehung, Altenpflege, Engagement im Verein, Nachbarschaftshilfe, Weiterbildung neben dem Beruf, etc. Wir bürden uns heutzutage eine Menge auf.

Und in unserer knapp bemessenen Freizeit sind wir dann nur noch fähig, uns vom Fernseher berieseln zu lassen.

Manchmal muss man einfach mal einen Gang zurücknehmen, und sich um sich selber kümmern. Ich habe gelernt, dass es sich wirklich lohnt, sich die Zeit für Yoga zu nehmen, oder um den ganzen Körper und den Geist mal so richtig auszulüften. Nicht nur, weil es sich dann besser denkt, sondern weil es sich dann auch besser lebt.

Letzten Endes ist es egal, wie viel Leistung wir bringen, wenn wir nichts vom Leben haben. Ich glaube nicht, dass ich auf dem Sterbebett bereuen werde, mich nicht mehr reingestresst zu haben. Vermutlich eher das Gegenteil.

Heute lass ich es mal langsam angehen. In der Ruhe liegt die Kraft.

Ich mag Wartungsarbeiten ja eigentlich nicht. Aber es macht eben doch einen Unterschied. Und im Falle meines eigenen Selbst sehe ich den Unterschied nicht nur, ich spüre ihn auch. Und das ist mir den Aufwand auf jeden Fall wert.

Schreibtherapie

Schreiben kann ja auch therapeutisch sein. Das soll nicht heißen, dass ich meinen Blog als Schreibtherapie nutze. Dafür habe ich eigentlich mein Tagebuch.

Oder vielleicht ist das Bloggen doch auch ein bisschen Therapie.

Denn jedes Mal, wenn ich einen Text schreibe, und mich dadurch intensiv mit dem Thema des Textes beschäftige, setzt das nochmal ganz andere Denkimpulse. Es macht einen Unterschied, ob ich die Sachen nur in meinem Kopf habe, oder tatsächlich niederschreibe.

Denn durch das Schreiben muss ich Ordnung in die Gedanken bringen. Ich muss ganze Sätze formen, die Grammatik einhalten, die einzelnen Wörter passend wählen. Eine geistig fordernde Aufgabe, die auch eine Menge Konzentration benötigt.

Manchmal geht mir das leicht von der Hand, die tollen Formulierungen fliegen mir nur so zu. Dann wieder gibt es Tage oder Themen, da holpert es ein wenig.

Das ist normal. Inzwischen habe ich auch ein wenig Übung im Blogartikel schreiben und bemerke da ein paar Dinge an mir.

Zum einen gehe ich zunehmend entspannter mit der Sache um. Am Anfang habe ich mir noch Sorgen gemacht, dass mir irgendwann nichts mehr einfallen würde, was ich hier schreiben könnte. Dass schon alles gesagt ist und ich nichts mehr interessantes finden würde. Erstaunlicherweise kommt mir dann doch immer wieder in den Sinn, worüber ich schreiben möchte. Und falls mir tatsächlich mal nichts einfallen sollte, geht davon die Welt nicht unter.

Als Nächstes fällt mir auf, dass ich tatsächlich meinen Perfektionismus besser loslassen kann. Das hängt natürlich mit dem ersten Punkt zusammen, je entspannter ich werde, desto weniger setze ich mich unter Druck nur ja keinen Fehler zu machen. Ich gebe mir dennoch Mühe, gute Qualität zu liefern, aber ich mache mir nichts draus, wenn es mal nicht ganz so gut ist.

Und im Großen und Ganzen habe ich das Gefühl, dass das tägliche Schreiben tatsächlich eine gewisse Persönlichkeitsentwicklung mit sich bringt. Die Themen, über die ich hier schreibe, beschäftigen mich so oder so. Aber die Bearbeitung im Blog macht es eben nochmal ein bisschen intensiver.

Ich glaube, dass auch viele Autoren ihre Bücher als eine Art Schreibtherapie nutzen. Nicht selten werden in Romanen autobiografische Erlebnisse verarbeitet. Oftmals sind es gerade diese persönlichen Schicksale, die uns besonders mitreißen, da wir wissen, dass es nicht nur reine Fiktion ist. Einem echten Menschen, einem von uns, ist so etwas tatsächlich passiert. Und er lässt uns an seiner Erfahrung teilhaben.

Ich lasse meine Leser zumindest schonmal an ein paar meiner Gedanken Teilhaben.

Ausmisten

Ab und zu muss man mal ausmisten. Damit man wieder Platz hat für Neues. Oder einfach nur mehr Platz.

Wenn ich frei denken will, brauche ich freien Platz um mich herum.

Manchmal mangelt es daran. Ich neige hin und wieder ein wenig zur Gadgeteritis. Insbesondere in der Küche, aber auch andernorts. Und dann habe ich ganz viele tolle Geräte und Helfer und geniale Utensilien, die ich selten bis gar nicht benutze.

Auch Papierkram sammelt sich bei mir gerne an. Man sollte meinen, dass man heutzutage ohne Papier auskommt. Scheint aber noch nicht so recht zu klappen. Ich habe jedenfalls den Papierfluten den Kampf angesagt und werde vor nichts zurückschrecken, um möglichst viel zu digitalisieren.

Jetzt ist das so eine Sache, wenn man Autor ist. Da hat man ja eigentlich einen sehr engen Bezug zum Papier. Leeres Papier regt dazu an, es vollzuschreiben, beschriebenes Papier regt zum Lesen an. Demzufolge habe ich von beidem reichlich.

Wirklich reichlich. Wer einen Block braucht, kann gerne vorbeikommen und sich einen holen. Die meisten haben keine vollständige Blattzahl mehr, aber ich habe alle Varianten von Formaten, liniert, kariert, mit Notenlinien, ohne alles, mit Werbeaufdruck, Spiralbindung, geleimt, gebleicht oder ungebleicht. Dazu Hefte, lose Blätter und Ringbucheinlagen. Es scheint, als hätte ich mein Leben lang Angst davor gehabt, dass mir das Papier ausgehen könnte. Und tatsächlich muss ich in Schreibwarenläden meine ganze Beherrschung aufbringen, dass ich nicht einen völlig unnötigen Großeinkauf mache.

Am besten betrete ich solcherlei Drogenhöhlen nicht mehr, um meiner Sucht nicht noch mehr Vorschub zu leisten.

Nun, ich arbeite an der Überwindung meiner Sucht. Die letzten Male, dass ich mich der Gefahr ausgesetzt habe, ist erstaunlich wenig Papier gekauft worden. Mein Aufenthalt war dennoch unnötig lang und ich musste viel Kraft aufwenden, um mich loszureißen. Trotzdem habe ich es geschafft. Zumal ich da auch immer noch meine Abhängigkeit nach Stiften in den Griff kriegen muss.

Wie auch immer, das ganze Papier muss mal irgendwann weg. Inzwischen nutze ich ja elektronische Gadgets, um zu schreiben. Die nehmen erstaunlich wenig Platz weg, dafür dass man da so viel reinschreiben kann. Und ich habe automatisch mehr Ordnung, es liegen nicht überall Zettel und Blöcke rum.

Im Digitalformat haben meine Notizen Namen. Gut, da muss ich mich natürlich auch am Riemen reißen, dass ich meine Sachen ordentlich benenne und in Ordner sortiere. Aber das geht digital irgendwie viel leichter als mit echtem Papier.

Und es gibt eine Suchfunktion!

Das ist ein echtes Manko meiner ansonsten noch recht analogen Wohnung. Es gibt keine eingebaute Suchfunktion. Die wäre manchmal echt hilfreich.

„Alexa, wo ist meine Schere?“

Stattdessen bemühe ich mich jetzt das Suchen und vor allem das Finden einfach mal zu erleichtern.

Indem ich ausmiste.

Sofakartoffel

Mens sana in corpore sofa!

Ach halt, der Spruch ging irgendwie anders, wie war das noch gleich?

Egal…

Während ich das schreibe, fläze ich auf meinem Sofa. Das Laptop ruht auf einem Kissen auf meinen Beinen, die Füße liegen bequem auf einem Sessel. Soviel zum aufrechten Arbeitsstil. Absurd wird das Ganze, wenn man bedenkt, dass ich dabei Lauftights und ein Thermolaufschirt anhabe, während mein Wohnzimmer in der frischen Wintermorgenluft vor sich hin lüftet.

Aber halt, lasst mich erklären, ich möchte im Anschluss noch laufen gehen. Das macht den Kopf so schön frei, die Beine so schön warm und das ganze Mädel so herrlich entspannt. Und das ist ja wiederum gut, für die kreative Arbeit.

Was ja nicht heißt, dass ich vorher nicht auch schon entspannt sein kann. Und so auf dem Sofa schreiben finde ich gerade sehr entspannt.

Die Gefahr ist bei mir, dass ich auf dem Sofa eine ungesunde Körperhaltung einnehme, oder gar einschlafe. Beides zusammen passiert mir gerade öfters mal am Abend nach der Arbeit. Ich stehe früh auf, ich bin früh müde. Ich schlafe früh ein. Fast egal wo.

So ein bisschen Sofa ist sicher gar nicht schlecht, aber genauso wie ich meinen Handy- und Fernsehkonsum im Auge behalten muss, muss ich glaube ich auch meinen Sofakonsum im Auge halten. Ich fürchte, ich bin da viel zu oft drauf. Wieder so eine Gewohnheit, und ab und zu lohnt es sich, sich seiner Gewohnheiten bewusst zu werden.

Es täte mir bestimmt gut, mehr Abwechslung reinzubringen. Abwechslung ist schön, man entdeckt dabei neue Möglichkeiten und vielleicht sogar Verbesserungen. Das Gehirn erfreut sich an Abwechslung. Und der Körper? Der Körper ist formbar und formt sich nach der Haltung, die wir die meiste Zeit über einnehmen.

Wenn ich nicht irgendwann aussehen will, wie eine Kartoffel, sollte ich mich mit meiner Sofanutzung vielleicht etwas zurückhalten. Und auch meinem Körper etwas mehr Abwechslung gönnen.

Ich mache da mal eine Challenge draus: Was kann ich als gemütliche (Schreib-)Haltung noch machen, statt Sofa?

In Gedanken

Die Kreativität springt einen nicht immer gerade dann an, wenn man sie braucht. Manchmal taucht sie unaufgefordert auf und geht dann so schnell nicht wieder weg. Mir passiert das ab und zu und dann schütte ich auch schonmal den Kaffee ins Müsli, weil ich vor lauter Kreativität gerade voll in Gedanken bin.

Das ist im Prinzip das Phänomen, was meine Warmwasserkosten in die Höhe treibt. Ich war als Kind schon anfällig dafür. Manchmal habe ich mitten im Spielen oder den Hausaufgaben vergessen, was ich grade machen wollte, weil ich in Gedanken in einer spannenden Geschichte war. Zugegeben, Hausaufgaben wurden weitaus öfters Opfer dieser Vergesslichkeit. Tagträumen war jedenfalls ein wichtiger Bestandteil meines jugendlichen Selbst.

Heutzutage geht es mir oft ähnlich. Das kann dazu führen, dass wichtige oder dringende Dinge liegen bleiben. Ich würde aber mal behaupten das liegt an einer unausgewogenen Zeitgestaltung. Meine Tagträumereien gönne ich mir nämlich ehrlich gesagt viel zu selten. Dass sie mir das Frühstück spannender machen liegt nur daran, dass ich ihnen keinen anderen Zeitslot einräume und sie sich dann halt was nehmen müssen.

Und dabei gäbe es diese Zeit. Ich glaube sogar, dass jeder Mensch diese Zeit hat und sie auch dafür nutzen sollte. Wenn wir mal den Fernseher aus lassen, das Handy weglegen und einfach die Stille um uns herum zulassen, kann das Kopfkino sich frei entfalten.

Nur wer tut das heutzutage noch? Einfach in den Himmel schauen und nichts tun?

Wir haben gefühlt immer was zu tun. Und wenn es nichts zu tun gibt, suchen wir uns was, damit wir uns nicht zu sehr mit unseren eigenen Gedanken auseinandersetzen müssen.

Wir sind süchtig nach Ablenkung.

Ich bin gerade wieder sehr froh, dass ich diesen Blog angefangen habe. Er hat neben dem eigentlichen Zweck noch einen schönen Nebeneffekt: Ich gönne mir die Zeit, über Dinge nachzudenken. Nicht die Dinge, die auf meiner Todoliste stehen, oder mir anderweitig von außen aufgedrängt werden. Sondern die Dinge, die mir eben gerade in den Sinn kommen. Über die ich einen Blogartikel schreiben möchte. Nicht alles, was mir dabei einfällt, landet in einem Artikel.

Aber das ist das Schöne daran, Gedanken wollen vor allem gedacht werden. Niederschreiben ist nur eine Option, aber keine Pflicht.

Unentschieden

Mir geisterten heute gleiche mehrere Dinge durch den Kopf, über die ich schreiben könnte, aber mit keinem Thema bin ich so recht warm geworden. Was will ich eigentlich ausdrücken? Keine Ahnung, ich bin heute unentschieden.

Eventuell liegt das an einem gewissen Maß an Schlafmangel. Woran dieser wiederum liegt und was ich dagegen tun kann, weiß ich, allein, jetzt ist es auch zu spät. Ich bin heute Morgen später aufgestanden, um es etwas auszugleichen, aber so ganz wach bin ich trotzdem nicht.

Das Gehirn funktioniert nicht ganz so rund, wenn man nicht wach ist.

Toll Vivi, das ist ja mal eine ganz neue Erkenntnis. Das hat bestimmt noch keiner deiner Leser gewusst. Hast du noch mehr so Weisheiten? Von dir könnte bestimmt der Dalai Lama noch was lernen.

Halt, stopp. Mich selber fertigmachen ist auch nicht die Lösung. Im Gegenteil. Ein bisschen sanfter mit mir umgehen wäre die bessere Alternative.

Aber wir peitschen uns heutzutage ja am liebsten selbst dann zur Höchstleistung, wenn der Körper das grade nicht in der Lage zu ist zu vollbringen. Oder unsere Denkmaschine.

Jetzt muss ich mich erst einmal entscheiden, wie ich mit dem Tag weitermache, damit da noch was Sinnvolles dabei rauskommt. Und das ist sicher nicht der Moment, um übertrieben viel Selbstdisziplin aufzuwenden, um noch alles genau so hinzukriegen, wie gestern. Die Frage ist eher: was ist heute wichtig? Worauf setzte ich meine Priorität? Und alles was nicht klappt, klappt dann eben ein anderes Mal wieder.

Das ist tatsächlich eine Erkenntnis, die ich gerne früher gehabt hätte: Es ist besser, darauf Rücksicht zu nehmen, dass man nicht jeden Tag gleich gut funktioniert, als sich zu zwingen, einfach wie gewohnt weiter zu machen. Vielleicht ist das auch wieder ein bisschen dem Perfektionismus geschuldet, dass man sich nicht erlaubt, einfach mal nur halbwegs gut durch den Tag zu kommen.

Insofern stelle ich fest, dass dieser Blogartikel vielleicht nicht mein bester und auch nicht mein längster ist. Trotzdem bin ich unter den gegebenen Umständen voll zufrieden damit und entscheiden mich jetzt, ihn zu veröffentlichen.

Kein Saft mehr

Da habe ich gestern noch über den saftigen Ernst der Lage geschrieben, und prompt geht mir heute der Saft aus. Also genauer gesagt, meinem Laptop. Als ich es aufklappte und einschalten wollte, verweigerte es mir den Dienst. Kein Saft mehr.

Das ist jetzt nicht so schlimm. Während ich hier locker flockig schreibe wie gewohnt, saugt das treue Gerät gierig am Stromkabel. Das erinnert mich daran, dass ich mal wieder gießen sollte, ab und zu Wasser in die Blumen kippen hilft auch, dass die sich besser fühlen.

Dabei ist mir noch ein anderer Gedanke gekommen. Ich bin ganz schön abhängig von den modernen Errungenschaften, insbesondere denen, die Strom benötigen. Man denkt da heutzutage gar nicht mehr drüber nach, weil es so selbstverständlich ist.

Aber für einen kurzen Moment sprang ein beunruhigendes Szenario durch meine Synapsen: was, wenn ich jetzt aufgrund technischer Mangelzustände ab sofort keinerlei Strom mehr hätte, alle Akkus leer wären und ich dann keinen Blogartikel veröffentlichen könnte? Oder noch entsetzlicher, meine Spülmaschine ausfiele! Während ich hier schreibe, läuft sie brav vor sich hin, und das soll auch so bleiben. Aber schlimmer geht immer. Kein Licht mehr, wäre schon blöd, draußen ist es noch dunkel. Arbeiten geht auch nicht ohne Strom. Kochen fällt dann auch aus. Und einen Lieferdienst anrufen könnte ich auch nicht.

Vielleicht wäre das aber auch mal ganz schön. Eine romantisch verklärte Vorstellung schiebt sich vor mein Entsetzen: Ich könnte mich total entspannt und befreit von der Sklaverei durch die Maschinen mit einem Block und einen Stift hinsetzen und schreiben. Und nebenbei rohe Paprika knabbern, das macht auch gar keinen Aufwand, und abspülen müsste ich auch nichts.

Ich käme schon für ein paar Tage zurecht. Aber dann? Mein Leben würde sich sicherlich ganz schön ändern, wenn ich komplett auf Strom verzichten müsste. Und wenn ich ehrlich bin, das will ich nicht. Ich kann von meinen elektronischen Helfern nicht lassen. Ich bin wie gesagt abhängig.

Vielleicht täte mir eine Abstinenz gerade deswegen mal richtig gut. Schließlich wären dann auch die ganzen Ablenkungen weg, die mich vom Schreiben abhalten könnten. Und man kann sich ja an vieles gewöhnen, warum nicht auch an ein Leben ohne Strom.

Die glücklichsten Menschen auf dieser Erde leben irgendwo im Dschungel und brauchen nichts weiter als die Natur und ihre Mitmenschen.

Aber die schreiben weder Romane noch Blogartikel.

Vielleicht gönne ich mir irgendwann doch diese Abstinenz. Als Kur. Und wenn ich zurückkomme, kann ich ein Buch darüber schreiben.