Ich habe mich schon gefragt, ob ich überhaupt etwas zu sagen habe. Und postuliere, dass man immer etwas zu sagen hat, wenn man etwas sagt. Klingt jetzt nicht nach einer tiefgreifenden Philosophie, ich weiß. Da kommen wir aber direkt zum Gegenstück, dem Fragen stellen.
Das könnte schon etwas philosophischer werden, schließlich könnte es interessante Antworten geben, wenn man Fragen stellt. Dazu muss man natürlich auch erst einmal das Richtige fragen. Und das ist oft schwierig. Denn was ist die richtige Frage?
Gute Frage! Manchmal ist das schon der Knackpunkt. Wenn ich die richtigen Fragen stelle, bekomme ich die Antworten, die ich suche. Stelle ich die falschen Fragen, bekomme ich Grütze. Na ja, vielleicht nicht ganz so schlimm, aber ich bekomme eben nicht das, was ich tatsächlich suche.
Jetzt ist es womöglich ein längerer Prozess, bis ich die richtige Frage finde. Und derweil hinterfrage ich alles Mögliche andere. Das ist durchaus in Ordnung. Der Weg ist manchmal eben auch das Ziel, und da können schon eine Menge toller Sachen passieren.
Je länger und intensiver ich etwas hinterfrage, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass ich irgendwann die richtige Frage stelle und dann auch endlich die Antworten bekomme, die ich suche. Aber hinterfragen ist manchmal mühsam. Es ist auch nicht klar, wie lange es dauert, bis die richtige Frage kommt. Vielleicht drehe ich mich im Kreis und komme gar nicht weiter, weil die richtige Frage aus irgendeinem Grund verborgen bleibt. Sie will nicht gefunden werden und versteckt sich. Oft liegt das daran, dass man etwas anschauen muss, was man nicht sehen will. Und da lauert die richtige Frage, die unbequem, schmerzhaft, entlarvend oder verändernd ist. Oder alles davon.
Die Literatur kennt solche Fragen, die einen Wendepunkt einleiten können. Sie sind so berühmt, dass sie manchmal das einzige sind, was man von einer Geschichte kennt. Sie entwickeln ein Eigenleben und bekommen sogar feststehende Bezeichnungen, wie die berühmte Gretchenfrage.
So, wer weiß, wie diese Frage eigentlich lautet und aus welchem Werk sie stammt? Erstaunlich viele Laute kennen den Begriff Gretchenfrage, aber wissen das nicht. Falls ihr auch dazu gehört, ich kläre euch gerne auf:
Sie stammt aus Goethes Faust und wird von Margarete, genannt Gretchen, an Faust gestellt: „Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?“ Wenn man Faust kennt, weiß man, dass das eine ziemlich prekäre Frage ist, wo selbiger doch seine Seele an den Teufel verkauft hat und nicht an Gott glaubt.
Auch andere berühmte Fragen haben ein Eigenleben entwickelt. Ich sage nur: Sein oder nicht sein?
Das ist hier die Frage.