Im Moment fühle ich mich nicht sehr frei. Allerdings auch nicht sehr künstlerisch. Künstlerische Freiheit nicht in Sicht.
Eigentlich bedeutet künstlerische Freiheit ja, dass man sich in seinen Werken Dinge herausnimmt, die man sich in anderen Umständen nicht erlauben würde. Eine Abweichung von der Norm, wie auch immer diese aussieht. Sei es, dass man wahre Begebenheiten verändert, beschönigt, dramatisiert oder ausschmückt. Im literarischen Sinne fällt es jedoch auch unter künstlerische Freiheit, wenn man mit Grammatik und Worten spielt.
Und da bin ich dann wieder im Spiel. Im Wortspiel, sozusagen. Das macht mir wirklich Spaß und ich sollte es vielleicht öfters spielen. Dem geneigten Leser meines Blogs dürfte schon aufgefallen sein, dass ich mir in Sachen Wortschöpfung auch so meine Freiheiten gönne. Ich nehme mich dabei nicht so bierernst, dass ich mir groß Gedanken darum machen würde, ob das jetzt schicklich ist oder nicht.
Während ich kein Problem damit habe, surreale Worte zu schöpfen, wie es mir gerade in den Kram passt, tue ich mich an anderer Stelle mit der Freiheit schwer. Momentan fühle ich mich im Alltag gefangen, zum Beispiel. Wahrscheinlich geht es vielen Menschen gerade so. Man ist ja auch mehr oder weniger zu Hause eingesperrt.
Aber auch das ist noch nicht der Kern meines Problems. Vielleicht gibt es überhaupt kein Problem und ich mache mir nur eins. Ich fühle mich aktuell geistig und kreativ eingeengt. Wortspiele schön und gut. Ideen, auch vorhanden. Aber irgendwas fehlt mir. Ich habe das Gefühl, ich denke zu klein, zu eingeengt.
Möglicherweise brauche ich einfach mal eine Luftveränderung. Eine Reise. Ein neues Inspirationspartikel.
Oft genug haben wir die Freiheit, aber wir trauen uns einfach nicht. Wir sind wie der Elefant, der an einen kleinen Pflock gekettet ist. Er flieht nicht, weil er als kleiner Elefant gelernt hat, dass er nicht stark genug ist, um sich vom Pflock loszureißen. Als ausgewachsener Elefant stellt der Pflock kein echtes Hindernis mehr dar, aber der Elefant ist inzwischen geistig in seiner kleinen Welt gefangen und kommt gar nicht auf die Idee, sich losreißen zu wollen. Und er traut sich schon gar nicht, es überhaupt zu probieren.
Vermutlich haben wir alle mehr Freiheit als wir denken. Wir müssen nur erst lernen, uns diese Freiheit auch heraus zu nehmen.
Ich habe da bestimmt noch eine ganze Menge zu lernen.
Manchmal stolpert ein erwachsener Elefant, reißt im Fallen an seiner Kette – und der Pfahl zerbricht. Von dem Tag an gibt es für ihn nichts schöneres, als Tag für Tag an altgewohnten Ketten zu zerren und zu erleben, wie lächerlich dünn die Pfähle sind, an denen sie hängen. Und wie groß die Welt, in der er sich bewegen kann.