Eine gute Geschichte braucht einen spannenden Plot und engagierte Charaktere. War es das jetzt schon? Nein. Es braucht auch noch einen Hintergrund.
Dieses ominöse Zeug, was einem die Geschichte unterfüttert. Und wo man beliebig viel Zeit reinstecken kann, von so gut wie nichts bis Monate oder Jahre.
J.R.R. Tolkien hat eine komplette Welt samt Mythologie und eigener Sprachen erschaffen, bevor er einen Roman darin hat spielen lassen. Dem ein oder anderen ist dieser Roman vielleicht bekannt als „Der Hobbit“. Später folgte dann das weithin sehr berühmte Werk „Der Herr der Ringe“ als Nachfolgeroman im gleichen Setting.
Zugegeben, kaum ein Autor steckt so viel Mühe in den Erzählhintergrund wie Tolkien. Aber mit Sicherheit wären seine Geschichten nicht so wegweisend für die gesamte Fantasyliteratur geworden, wenn der Hintergrund nicht so beeindruckend gut gewesen wäre.
Ein gutes Setting schafft nicht nur eine passende Atmosphäre, es kann auch viel dazu beitragen, warum ein Plot sich so entwickelt, wie er sich eben entwickelt. Und warum Charaktere so handeln, wie sie handeln.
Die Fäden der Erzählung spinnen sich aus dem Wollknäuel der darunterliegenden Welt. Je größer und bunter dieses Knäuel ist, desto reichhaltiger kann ich spinnen.
Da haben wir also wieder eine Sache, in die es sich lohnt, ein wenig Zeit zu investieren. Oder auch mehr. Im Grunde genommen gibt es keine obere Grenze, ein gutes Buch beeinhaltet eventuell nur einen kleinen Ausschnitt aus einem gut ausgearbeitetem Hintergrund. Da könnte man jetzt denken, dass sich der Autor da eine ganze Menge unnötiger Mühe macht, wenn das meiste davon gar nicht zum Leser vordringt.
Aber ich bin der Meinung, dass der Leser das merkt. Es macht einen Unterschied, auch wenn nur ein Bruchteil davon im finalen Werk landet. Dieser Bruchteil ist dann nämlich so ausgereift und in sich stimmig, dass sich die Geschichte darin ausbreiten und gedeihen kann, wie sie das auf dem kargen Boden eines lieblos auf die Schnelle ausgedachten Hintergrundes nicht könnte.