Was bedeutet eigentlich Gemütlichkeit? Andere Sprachen kennen dieses Wort in der vollen Breite und Tiefe der deutschen Bedeutung gar nicht. Angeblich. Aber wenn man den Zustand ausreichend umschreiben kann, reicht das ja auch.
Zum Beispiel hat man jede Menge Gemütlichkeit, wenn man mit einem leckeren Kakao bei angenehmer Musik, in eine Decke eingekuschelt auf dem Sofa liegt und ein gutes Buch liest. Das klingt doch richtig gemütlich, oder?
Eine gesellige Runde am Lagerfeuer mit Freunden, einer spielt ein bisschen auf der Gitarre, die Grillen zirpen, der Wind rauscht durch die Blätter der Bäume, man lacht, man trinkt, man quatscht.
Auf der Berghütte der Sessel vor dem Kamin, der Boden davor mit Kissen und Decken ausgelegt, eine Duftlampe, die wohligen Zedern- und Orangenduft verbreitet.
Da finden sich noch mehr Beispiele, aber die oben genannten haben alle eins gemeinsam: es ist warm.
Wärme scheint also eine Rolle zu spielen. Zumindest ist das mein Eindruck. Kann man auch Gemütlichkeit herstellen, wenn es kalt ist? Wir probieren das mal:
Eine kühle, feuchte Höhle, die wie ein massiver Samtvorhang die schwüle Tropenhitze draußen hält. Da, ein flacher Felsen auf dem Boden, die ideale Sitzgelegenheit, um zu verschnaufen und sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Endlich. Ein Schluck aus der Feldflasche, metallisch, warm, fast schon zäh, aber eine willkommene Abkühlung. Leises Gelächter, das von den Wänden widerhallt. Eine schöne Pause, Entspannen, Durchatmen, die Kühle genießen, bevor es weiter geht. Gemütlich?
Hmm. Ich weiß nicht so recht.
Ok, was anderes. Zu dritt beim Langlaufen in den Alpen. Der Schnee liegt meterhoch, die Loipe führt in eine kleine, sonnenbeschienene Hochebene. Eine zugeschneite Almhütte bietet auf einem Holzstapel vor der Wand einen schneefreien Rastplatz. Man lässt sich nieder, packt den Proviant aus, beißt hungrig und müde vom anstrengenden Aufstieg ins Brot. Die Stille und der blaue Himmel sind überwältigend. Einer packt die Thermoskanne aus, füllt drei Becher mit dampfendem Kräutertee. Die kalten Finger dankbar an der Tasse wärmend, die roten Nasen über dem Teeduft, schweigend, genießend, nebeneinander sitzend. Gemütlich? Ja, schon. Aber da war sie wieder, die Wärme.
Der warme Tee ist entscheidend.
Und ich hab jetzt kalte Füße und finde es fürchterlich ungemütlich.