Hinfallen, Aufstehen, Krönchen richten.
Oder auch: wie fängt man wieder an, wenn man gescheitert ist?
Da setzt man sich Ziele, baut Routinen auf, reflektiert die Fortschritte, lädt die Öffentlichkeit dazu ein, und verschwindet dann sang- und klanglos in der Versenkung.
Schuldig im Sinne der Anklage.
Was ist also passiert, dass ich von einem Tag auf den anderen aufgehört habe zu Schreiben? Sicherlich, da gibt es Gründe. Vielleicht sogar gute Gründe. Ich will hier nicht näher darauf eingehen, denn das tut nichts zur Sache. Die Sache ist nicht, wie und warum ich aufgehört habe, sondern wie ich wieder anfange.
Millionen Menschen da draußen, die Monat für Monat eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio bezahlen ohne hinzugehen, wissen, wovon ich spreche.
Anfangs läuft es gut. Man geht regelmäßig zum Training, erzielt Fortschritte, lebt sich in eine Routine ein. Erst ein paar Wochen, dann Monate, irgendwann ist man sich relativ sicher, dass eine Gewohnheit entstanden ist. Doch dann wirft einen irgendetwas aus der Bahn. Zunächst sagt man sich, dass das nur temporär ist. Gewohnheit ist Gewohnheit und sicherlich, wenn die Umstände sich wieder normalisieren, geht alles weiter wie vorher.
Nun, was, wenn die Umstände sich nicht wieder normalisieren? Oder selbst wenn sie sich normalisieren, eventuell ist dann einiges an Zeit vergangen. Und die Gewohnheit ist definitiv keine solche mehr.
Und eigentlich, wenn ich dieses Unwort mal wieder bemühen darf, eigentlich würde man gerne wieder anfangen.
Aber da ist die Scham über das eigene Versagen. Die Unsicherheit, wie gut man noch ist. Wie viel Fortschritt hat man verloren? Macht man sich direkt zur peinlichen Lachnummer, wenn man wieder „von vorne“ anfängt?
Nun, diese Selbstzweifel sind zutiefst menschlich. Und normal. Aber normal heißt nicht unbedingt gut.
Normal ist normalerweise nur deswegen normal, weil es leichter ist als die Alternativen und deswegen tun es so viele Menschen.
Und vielleicht hat man auch einfach nicht immer die Kraft und den Willen, dieses bequeme Normal zu überwinden und seine Selbstzweifel, seine Scham, seine Angst vor Blamage über Bord zu werfen.
Das Ding ist nur, man blamiert sich nicht, wenn man wieder anfängt. Es ist ein kleiner Sieg, wenn man sich aufrafft und den schweren Neuanfang wagt. Und meistens erhält man dafür von anderen keine Kritik, sondern Bewunderung und Lob. Die Trainigskumpel im Sportstudio werden mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht sagen: „Was willst du denn noch hier, wir haben dich schon längst abgeschrieben und schau dir mal deinen neuen Schwabbelbauch an – geht ja gar nicht!“
Nein. Sie werden vermutlich sagen: „Hey, toll dass du wieder da bist, wir haben dich vermisst. Wie geht es dir? Brauchst du bei irgendwas Hilfe?“
Und wenn sie sowas nicht sagen, sind es keine guten Partner und dann kannst du auf die auch verzichten.
Ich weiß nicht, ob ich ab jetzt wieder täglich schreiben werde. Und meine Umstände haben sich in den letzten Monaten sehr, sehr stark verändert. Das soll keine Ausrede sein, einfach eine Feststellung.
Ich weiß daher noch nicht, wie ich weitermache. Und ob dieser Blog noch für mich passt.
Jedenfalls nehme ich den Faden wieder auf. Entscheidend ist nicht, wie gut man ist, wenn man wieder anfängt. Wie ungelenk, tollpatschig oder schwach man sich fühlt. Entscheidend ist, es einfach wieder zu tun.
Mein Krönchen ist leicht verbeult, aber wen stört es? Mich jedenfalls nicht. Aufsetzen, weitermachen.