Ab und zu muss man mal ausmisten. Damit man wieder Platz hat für Neues. Oder einfach nur mehr Platz.
Wenn ich frei denken will, brauche ich freien Platz um mich herum.
Manchmal mangelt es daran. Ich neige hin und wieder ein wenig zur Gadgeteritis. Insbesondere in der Küche, aber auch andernorts. Und dann habe ich ganz viele tolle Geräte und Helfer und geniale Utensilien, die ich selten bis gar nicht benutze.
Auch Papierkram sammelt sich bei mir gerne an. Man sollte meinen, dass man heutzutage ohne Papier auskommt. Scheint aber noch nicht so recht zu klappen. Ich habe jedenfalls den Papierfluten den Kampf angesagt und werde vor nichts zurückschrecken, um möglichst viel zu digitalisieren.
Jetzt ist das so eine Sache, wenn man Autor ist. Da hat man ja eigentlich einen sehr engen Bezug zum Papier. Leeres Papier regt dazu an, es vollzuschreiben, beschriebenes Papier regt zum Lesen an. Demzufolge habe ich von beidem reichlich.
Wirklich reichlich. Wer einen Block braucht, kann gerne vorbeikommen und sich einen holen. Die meisten haben keine vollständige Blattzahl mehr, aber ich habe alle Varianten von Formaten, liniert, kariert, mit Notenlinien, ohne alles, mit Werbeaufdruck, Spiralbindung, geleimt, gebleicht oder ungebleicht. Dazu Hefte, lose Blätter und Ringbucheinlagen. Es scheint, als hätte ich mein Leben lang Angst davor gehabt, dass mir das Papier ausgehen könnte. Und tatsächlich muss ich in Schreibwarenläden meine ganze Beherrschung aufbringen, dass ich nicht einen völlig unnötigen Großeinkauf mache.
Am besten betrete ich solcherlei Drogenhöhlen nicht mehr, um meiner Sucht nicht noch mehr Vorschub zu leisten.
Nun, ich arbeite an der Überwindung meiner Sucht. Die letzten Male, dass ich mich der Gefahr ausgesetzt habe, ist erstaunlich wenig Papier gekauft worden. Mein Aufenthalt war dennoch unnötig lang und ich musste viel Kraft aufwenden, um mich loszureißen. Trotzdem habe ich es geschafft. Zumal ich da auch immer noch meine Abhängigkeit nach Stiften in den Griff kriegen muss.
Wie auch immer, das ganze Papier muss mal irgendwann weg. Inzwischen nutze ich ja elektronische Gadgets, um zu schreiben. Die nehmen erstaunlich wenig Platz weg, dafür dass man da so viel reinschreiben kann. Und ich habe automatisch mehr Ordnung, es liegen nicht überall Zettel und Blöcke rum.
Im Digitalformat haben meine Notizen Namen. Gut, da muss ich mich natürlich auch am Riemen reißen, dass ich meine Sachen ordentlich benenne und in Ordner sortiere. Aber das geht digital irgendwie viel leichter als mit echtem Papier.
Und es gibt eine Suchfunktion!
Das ist ein echtes Manko meiner ansonsten noch recht analogen Wohnung. Es gibt keine eingebaute Suchfunktion. Die wäre manchmal echt hilfreich.
„Alexa, wo ist meine Schere?“
Stattdessen bemühe ich mich jetzt das Suchen und vor allem das Finden einfach mal zu erleichtern.
Indem ich ausmiste.
Die Sucht nach Papier und Stiften kennt der geneigte Heimwerker analog aus dem Baumarkt, nur dass es dort um Holz und Werkzeug geht. Ich glaube, es sind die möglichen Werke und die befriedigenden Schaffenswege dorthin, die uns anziehen. Indem wir aus Papier und Holz Bücher und Mobiliar machen, machen sie uns umgekehrt zu den Autoren und Schreinern, die wir gerne sein möchten. Außerdem ist der Ungang mit diesen Materialien etwas zutiefst sinnliches. Auch das gehört sicher zu den Suchtfaktoren, die Schreibwarenläden und Baumärkte für uns zu Opiumhöhlen werden lassen.